Regional angepasst und anspruchslos:
Alte Tierrassen sichern die Ernährung von morgen
In Zusammenarbeit mit unserem Partner aus dem niederbayerischen Isar-Inn-Hügelland bieten wir regelmäßig Schweinerassen an, die im ersten Jahrzehnt nach dem zweiten Weltkrieg noch im Schwange waren: Das war vor allem das Deutsche und Schweizerische Edelschwein und seine weitere Verwandtschaft. Dass die Entscheidung zwischen der Haltung genügsamer alter Rassen und intensivmastgeeigneter Hochzüchtungen keine geschmäcklerische war, sondern immer auch durch die mehr oder minder große Üppigkeit der Umstände bedingt wurde, verdeutlichte das IÖW (Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung) bereits vor 20 Jahren mit einem entsprechendem Rückblick. Die aufkommende Enge am Markt für Dünger und Kraftfutter legt die nächste Zeitenwende nahe. Hier ein Auszug aus dem Kapitel 9.1.4, Seite 16 und 17. Den ganzen Bericht finden Sie hier.

Zur Entwicklung der Schweinezucht nach 1900 bis 1950
Etwa ab 1900 setzte ein erhöhtes „Leistungsdenken“ mit dem Bestreben nach Erhöhung des Leistungspotenzials ein und führte zur Ausdehnung der Leistungsprüfungen bei allen Tierarten. Im 1. Weltkrieg und später dann auch im 2. kam es allerdings zu einem Fiasko in der Futtermittelversorgung – mit der Folge, dass die jeweils noch vorhandenen, gerade „außer Mode geratenden“ unveredelten Landschweintypen eben wegen ihrer geringeren Futteransprüche den rettenden Rückgriff ermöglichten. Wagner (1935) schildert einprägsam die Auswirkung des Wechsels bester Futterversorgung zu hochgradigem Mangel (1914/18) und danach wiederum zu guter Futtergrundlage auf die Schweinezucht und -haltung in Schleswig-Holstein. Der nach seiner Arbeit datierte 2. Weltkrieg war dann noch ein (letztes) Mal eine Phase des Mangels mit Aufblühen der unveredelten Landschweine. Dieses Prinzip des ständigen ‚Hin und Her’ zwischen Konzentration auf „veredelte“ Rassen in Zeiten guter Futterversorgung und rettendem Rückgriff auf unveredelte Landschweine in Mangelzeiten war nur möglich, weil die dafür nötige Diversität zwischen den Rassen gegeben und verschiedene Typen vorhanden waren. Dies ist heute (2004) nicht mehr der Fall.
Aus: IÖW, Öko-Institut, Schweisfurth-Stiftung, FU-Berlin, LAGS (Hrsg.): Agrobiodiversität entwickeln! Endbericht. Berlin 2004.
