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Heute eine Rarität: das traditionelle Zweinutzenhuhn.

Hähne aus Freiland-Aufzucht.

Hans Magnus Enzensberger hat vor etwa dreißig Jahren ein treffendes Bild für die Tendenz von Lebensmittelindustrie und der ihr entsprechenden Landwirtschaft gefunden: Was beiden vorschwebe, sei die Abschaffung der Kuh als Voraussetzung der Milcherzeugung. Das trifft den Kern der industriellen Logik, für die es in der Tat ein immenser „Störfaktor“ ist, wenn irgendwo in der Prozeßkette noch ein pflanzlicher oder tierischer Organismus einen eigenen Zyklus und Rhythmus geltend macht. Diese „Störfaktoren“ konnten bislang nicht beseitigt werden, aber in ihrer Reduktion sind wir weit vorangekommen – am weitesten bei der Erzeugung von Geflügelfleisch und Eiern.

Der genetisch im Labor designte und zum Küken fabrizierte Körper der Hybrid-Legehenne und des Hybrid-Masthahns sind die biologischen Werkstücke, an denen sich Fütterungs-, Klimatisierung-, Medizinierungs- und Kadaverentsorgungsapparaturen in Hallen mit bis zu 500.000 Tieren abarbeiten. Der nötige Input von Fremdenergie ist immens, und das weist darauf hin, daß das von Enzensberger angesprochene Ziel der Mechanisierung alles Biologischen der energetischen Hochflut der 1970er Jahre entsprungen ist. Diese Hochflut aber wird zum Rinnsal, sodaß wir nicht nur aus ethischen, ästhetischen und geschmacklichen Gründen gut daran tun, uns wieder der bäuerlichen Praxis zu erinnern, sondern auch schlicht aus wirtschaftlichen. Diese Praxis war nämlich immer darauf gerichtet, mit der lebenweckenden Energie auszukommen, die uns ohnehin täglich vom Himmel zufließt. Im Jahre 1937 haben mehr als drei Millionen Bauern noch ganz nebenbei den Eier- und Hühnerfleischbedarf eines 69-Millionen-Volkes gedeckt.

Die alten Zweinutzenrassen waren allerdings in den letzten fünf Jahrzehnten in den Händen von Preisschau-Züchtern, was dem Federkleid mehr zugutekam als der Lebenstüchtigkeit und Nutzbarkeit. Bioland und Demeter sahen sich zu Neuzüchtungen genötigt: Eine der beiden Ausgangsrassen unserer Zweinutzenhühner ist das Bresse-Gauloise-Huhn – ein Bresse-Huhn, das nicht aus der gleichnamigen Region in Burgund kommt. Gekreuzt mit White Rock entstehen weiße Hennen und weiße Hähne mit bunten Ständern. Gepaart mit New Hampshire-Hühnern ergibt sich eine bunte Truppe mit braunen, weißen und teils schwarz gemusterten Tieren. New Hampshire ist eine Fortzüchtung der Rhodeländer, die in den 1950er Jahren nach Deutschland kamen.

Inzwischen ist das Zweinutzenhuhn in Freilandhaltung immer noch recht selten, aber es kann den Fleischaufbau und das Eierlegen wieder in Personalunion besorgen. Es legt zwar nur 200 bis 230 Eier pro Jahr (Hybridhennen bis zu 330), hinzu kommt aber die Fleischverwertung. Darüber hinaus werden sie neben der selbständigen Futtersuche mit regionalem Futter und Nebenprodukten des jeweiligen Betriebes ernährt. In erheblich besserer Qualität werden Eier und Fleisch vermarktet.

Auch die Hähne dürfen leben und wachsen: Wir können Ihnen 15 bis 19 Wochen alte Hähne (1,3–1,7 kg) vakuumverpackt im Frischeversand aus dem Nebenerwerbsbetrieb von Jonas Dorn und Sarah Schmidt in Witzenhausen an der Werra anbieten. Nutzen Sie die rare Gelegenheit, Hühner aus Freilandhaltung zuzubereiten.


Zweinutzenhuhn.


32,00 € / ca. 1,5 kg

Unsere küchenfertigen Hähne waren bei der Schlachtung 15 bis 19 Wochen alt und wiegen 1,3 bis 1,7 kg. Sie werden vakuumiert versandt und sind bis zu sieben Tage nach Schlachtung haltbar bzw. bis zu vier bis fünf Tage nach Erhalt (Lagerung bei 0-4 °C). Die Innereien werden in einem Beutel im Huhn mitgeliefert.

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